Bücher sind mein Leben. Dieser Satz stimmt für mich nicht mehr so ganz, jedenfalls nicht so, wie noch vor zehn Jahren. Ich habe, seitdem ich es konnte, eigentlich immer gelesen. Schon als Kind war die Stadtbibliothek ein besonderer Ort für mich, als Jugendliche habe ich mich an den Büchern meiner Eltern (von Johannes Mario Simmel bis Fjodor Dostojewski) versucht, und während meine Schwester mit meinem Vater in der Adria gebadet hat, lag ich unter dem Deckenventilator des Wohnmobils und habe „Gott schützt die Liebenden“ verschlungen. Simmel findet sich heute fast an jedem Flohmarktbuchstand und so wirklich lesen könnte ich seine Romane wohl nicht mehr. Das ist wie mit den einst geliebten Roy Black-Filmen – irgendwann hat man genug. Von Dostojewski habe ich mit 11/12 Jahren nicht wirklich viel verstanden, aber ich wusste, dass ich da etwas Außergewöhnliches in den Händen hielt, ein Buch („Schuld und Sühne“ zuerst), das ich mit keinem anderen, das ich kannte, vergleiche konnte. Ich las so ziemlich überall und immer, unterhielt mich sehr gerne über Bücher und fand Menschen, die nie lesen, schon immer ein bisschen seltsam, denn wie konnte man sich für all diese möglichen Welten denn so gar nicht interessieren? Und jetzt suche ich selbst schon seit Monaten nach DEM einen Buch, das mich wieder lesen lässt.
Nach der Schule habe ich so einiges studiert, mich aber letztlich auf die Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft festgelegt, dort auch meine Doktorarbeit über das Bordell in der französischen und deutschen Literatur geschrieben und arbeite nun seit einigen Jahren als Literaturwissenschaftlerin in Lehre und Forschung. Daher sind Bücher natürlich noch immer ein wichtiger Teil meines Lebens und erst gestern hatte ich mit den Studierenden eine tolle Diskussion über Herta Müllers großartigen Roman „Atemschaukel“. Ich lese also sehr wohl, aber ich tue es aus beruflichen Gründen (und immer mit Stift), was etwas total anderes ist, als Bücher zu lesen, weil man unbedingt wissen muss, wie es weiter geht, weil man eine Figur kennenlernen und begleiten will und weil man Sätze anstreicht, die zu sagen vermögen, was man selbst womöglich schon oft oder gerade eben so noch nie gedacht hat.
Mir ist also nicht das Lesen, sondern die Leidenschaft fürs Lesen abhandengekommen und ich habe beschlossen, dass das so nicht bleiben kann. Ich bin früher nie, niemals ohne ein Buch aus dem Haus gegangen und habe nicht nur unzählige Stunden in Bahnen und Bussen lesend verbracht, sondern auch die alltäglichen Minuten dazwischen genutzt. Mittlerweile fahre ich nicht mehr so viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln und habe drei Kinder – die gottseidank alle sehr gerne vorgelesen bekommen bzw. jetzt auch selbst lesen -, sodass meist andere Themen Vorrang haben und die mögliche Lesezeit sich auf die müden Abendstunden beschränkt. Lesen ist ein einsames, oft auch forderndes Unterfangen und meist möchte ich abends einfach nur noch eine Stunde abschalten, idealerweise gemeinsam mit meinem Mann, und dann müssen Serien her, die sicher einen Teil dazu beitragen, dass der Bücherstapel auf meinem Nachttisch momentan recht klein ausfällt. Aber: Damit ist jetzt Schluss und ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr Lust hättet, mich bei meiner Rückkehr in den Lesesessel zu begleiten. Künftig findet Ihr hier in der Bücherecke des Blogs also alle Beiträge dazu, was ich gelesen habe und wie es mir gefallen hat.
Eure Simone