Wiedersehen mit Bergamo – eine Städtereise mit Kind
In Bergamo war ich das letzte Mal vor zwanzig Jahren. Seither habe ich immer mal wieder an die Stadt gedacht, die viele meiner Freundinnen und Bekannten gar nicht kannten – bis sie dann während der Pandemie zu trauriger Berühmtheit gelangte.
Als mein Sohn den Wunsch äußerte, mit mir allein zu verreisen, war mir klar, dass wir nach Italien fliegen würden, denn das ist immer mein allerliebstes Ziel. Bergamo habe ich gewählt, weil ich die Stadt als ‚genau richtig‘ in Erinnerung hatte, was die überschaubare Größe angeht, sich das meiste somit gut erlaufen lässt und auch die Flugzeit für einen Kurztrip mit circa 1,5 h. angenehm ist.
Von Düsseldorf aus ging es los…
Geflogen sind wir mit Eurowings von Düsseldorf aus direkt nach Bergamo. Das ist nämlich ein weiterer Vorteil: Die Stadt ist nur 6km vom Flughafen Mailand-Bergamo entfernt und das erstgenannte Mailand ist folglich wesentlich weiter entfernt. Der Hinflug hat sehr reibungslos funktioniert und wir waren ruckzuck draußen vor dem Flughafen, da wir nur Handgepäck dabeihatten. Es fahren sehr regelmäßig Busse in die Stadt, für die man Tickets am Automaten kaufen kann, aber auch Taxen stehen bereit.
Ich betone das mit dem Ticketautomaten, weil wir alle weiteren Tickets immer im Bus gekauft haben und das auch stets mit der Karte oder dem Smartphone. Ob eine Barzahlung überhaupt möglich gewesen wäre? Direkt im Bus wohl nicht.
Bergamo Zentrum
Mit dem Bus ging es also ins Zentrum von Bergamo, wo ich zunächst kaum etwas wiedererkannte, aber dank Google Maps wusste ich ungefähr, wie wir zu unserem in der Unterstadt gelegenen Hotel kommen würden.

Die Innenstadt von Bergamo ist nämlich zweigeteilt: Der neue Teil befindet sich unten und hat neben Einkaufsstraßen und Wohnvierteln auch sehr schöne Restaurants, kleine Plätze und Museen zu bieten. Aber das, was Bergamo so besonders macht, das ist die Città Alta, die ganz oben auf den Hügeln thront.
Alt und neu – unsere Unterkunft
Unser Hotel lag unten am Fluss und den Zugang zum Innenhof des viele Jahrhunderte alten Gebäudes bekamen wir durch einen Code, der mir vorab via WhatsApp zugegangen war. (Was mittlerweile in Italien sehr üblich zu sein scheint – ist das in anderen Ländern auch so?)

Unser Zimmer im „Angolo del Poeta“ war schon bezugsfertig und wir waren sehr angenehm überrascht: alles war sehr geräumig, bequem und sauber. Und die Dinge, die gerne alt sein dürfen (das Gemäuer, manche Möbel) und die Dinge, die gern neu sein dürfen (das Badezimmer, das Bett und der Fernseher) waren das auch.

Wir haben uns also sofort wohl gefühlt, haben unser kleines Gepäck ausgepackt und nach einer kurzen Pause ging es wieder los in die Stadt.

Städtetrip mit Kind: Das finde ich wichtig
Für mich ist es insbesondere dann, wenn ich mit Kindern oder mit Kind allein unterwegs bin, wichtig zu wissen, wo es lang geht. Das heißt konkret, dass ich mir Wege und Entfernungen vorab anschaue, um ungefähr abschätzen zu können, wie lange etwas dauert, wo man Pausen einlegen kann usw.
Das habe ich auch vor Bergamo gemacht, ganz besonders bezogen auf die Lage der Unterkunft finde ich das wichtig, denn man will gerade dann ja nicht in irgendeiner seltsamen Ecke landen oder doch zu weit draußen. (Ich finde übrigens die Entfernungsangaben diesbezüglich bei booking überhaupt nicht zuverlässig und guck mir immer auf einer Karte an, wo das Hotel denn nun wirklich liegt.)

Wichtig finde ich darüber hinaus: Pausen, Verpflegung, Bewegung und einen guten Plan B, wenn es mal wieder länger dauert.
Pausen einbauen
Allein mit Kind baue ich viele Pausen ein – immer besser BEVOR einer unterzuckert und die Laune in den Keller geht. In Italien/Bergamo ist das natürlich kein Problem, denn in jedem „Tabacchi“ gibt es weltbesten Kaffee und köstliche Kleinigkeiten.
Reichlich Verpflegung
Das mit der Verpflegung war in Bergamo entsprechend unproblematisch. Das Frühstück hatten wir im Hotel (und darauf würde ich bei der Buchung auch achten, denn ohne Frühstück heißt ja auch ohne Kaffee) und innerhalb der Stadt gibt es an jeder Ecke tolle Möglichkeiten, um einzukehren. Und für Reisetage habe ich eh immer ausreichend Wasser und ein paar Snacks dabei, das kennt man ja auch aus dem Alltag ganz ähnlich.

Viel Bewegung
Bewegung ist bei einer Städtereise mit einem Kind, das ein guter Läufer ist, ja auch kein Thema, ganz im Gegenteil. Wenn wir mit kleineren Kindern unterwegs waren, haben wir vorab immer nach den ‚goldenen Spielplätzen‘ geschaut (die wir so genannt haben): Das sind Spielplätze, wo es in unmittelbarer Nähe auch eine Einkehrmöglichkeit und Toiletten gibt, sodass man da nicht nur verweilen, sondern auch das Nötigste erledigen kann.
Ich finde es echt ratsam, danach vorab ein wenig zu schauen, denn wie nervig ist es, wenn ein Kind schaukelt, eins Hunger hat, eins aufs Klo muss und man dafür an drei verschiedene Orte muss? Unsere erste Anlauftstelle waren da am liebsten schöne Parks oder auch Waldspielplätze, wobei Deutschland und Skandinavien da – unserer Erfahrung nach – sehr viel besser aufgestellt sind als Südeuropa.
Der berühmte Plan B…
Der berühmte Plan B: Das würde ich natürlich vom Alter und den Vorlieben des Kindes abhängig machen, aber eine Rätsel-Zeitschrift, ein Malbuch oder ein UNO-Spiel haben uns schon manch eine Wartezeit sehr gut verkürzen lassen. Und klar: auf langen Autofahrten gibt es auch mal das IPad, aber das will ich auf keinen Fall immer so haben.
Nun aber zurück nach Bergamo und zu unseren Highlights…
Wenn ihr aus der Unterstadt ganz nach oben in die Altstadt möchtet, dann fahrt mit der Funicolare – diese aus dem Jahr 1887 stammende Standseilbahn verbindet die beiden Teile der Stadt miteinander und es geht 380 steile Meter hoch hinaus. Allein die Fahrt ist schon ein Erlebnis, der Ausblick auf die Unterstadt ebenfalls, aber wenn ihr dann oben aussteigt, wird es unglaublich schön!

In der Città Alta würde ich mich einfach treiben lassen, denn es gibt so viele wunderschöne Cafés, Restaurants und kleine Geschäfte und alles ist sehr gut zu Fuß erreichbar. Und irgendwie landet man dann ganz automatisch auf der unglaublich schönen Piazza Vecchia mit ihrem Glockenturm, dem Contarini-Brunnen, der Sonnenuhr, dem Blick auf die Berge und dem Dom von Bergamo, der mich sehr beeindruckt hat. Und wie wunderbar ist das: Draußen ist alles trubelig und sehr lebhaft und in den vielen Kirchen Bergamos, getrennt nur durch eine imposante Tür, ist es fast schon unwirklich still…

Zeit für eine Pause
Wenn ihr nun Hunger habt, dann laden zahlreiche Schaufenster ein, um das dahinterliegende Lokal zu entdecken und wir waren von wirklich allem, was wir in Bergamo probiert haben, absolut begeistert: egal ob Kaffee und Törtchen, kleine oder größere Gerichte – es war alles wirklich spitze!

Besonders empfehlen können wir euch „Casoncelli di Nonna Alda“ – hier gibt es ganz frische Pasta in einem kleinen, sehr einladenden Restaurant. Wen es etwas gehobener sein soll, kann ich euch die „Vineria Cozzi“ empfehlen – beide Lokale liegen praktischerweise auch sehr nah am „Legami“-Store, den wir für zahlreiche Mitbringsel aufgesucht haben.

Wenn ihr die Oberstadt irgendwann wieder verlassen müsst oder möchtet, so geht das neben der Seilbahn auch zu Fuß oder mit dem Bus der Linie 1.
Mehr Kunst!
In der Unterstadt liegt nämlich auch die sehr beachtenswerte „Accademia Carrara“ – ein Kunstmuseum, das zugleich eine Kunsthochschule ist und das im 18. Jahrhundert mit Hilfe einer Spende des Namensgebers Giacomo Carrara begründet wurde. Angeschaut haben wir uns vorrangig die aktuelle Sonderausstellung „Arte e Natura“, in der eine ganze Reihe von Meisterwerken aus verschiedenen italienischen Museen zusammengetragen wurde.
Und ich sag’s ganz ehrlich: Mir hat es sehr gefallen, mein achtjähriger Sohn hat sich sehr gelangweilt. Allerdings hatten wir einen Deal: einmal Kunstmuseum für mich, einmal Natur- und Technikmuseum in Mailand für ihn. Da hab übrigens ich mich dann sehr gelangweilt…

Wenn euch dann, in der Unterstadt, ebenfalls der Hunger packt, kann ich drei Adressen empfehlen: für sehr gutes Piadina (dünnes Fladenbrot, nach Wunsch belegt) kann ich euch die „Piadina del Borgo“ empfehlen, falls es neapolitanische Pizza sein darf wäre „Maista“ absolut einen Besuch wert.
Und falls ihr gemütlich einkehren möchtet und Lust auf köstliche Gerichte der wechselnden Tageskarte habt: Das Cafe Marly ist ein sehr schöner Ort mit wirklich tollem Personal und köstlichen Gerichten!

Ich könnte jetzt noch seitenweise davon schwärmen, wie sehr mich Bergamo erneut begeistert hat, aber ich belasse es jetzt mal bei diesen Eindrücken und hoffe sehr, dass meine Tipps hilfreich erscheinen. Wenn Ihr Fragen haben solltet: schreibt mir gerne hier in die Kommentare und einfach eine DM via Instagram.
Alles Liebe, Simone
Ich war Anfang 2000 in Bergamo, um Italienisch zu lernen. Schon damals hat mir die Stadt sehr gefallen. Damals bin ich mit dem Zug von München durch den Gotthard- also über die Schweiz – gefahren. Es war einfach toll. Also Bergamo ist auf jeden Fall sehenswert.
Liebe Kathrin, es freut mich, dass Dir die Stadt ebenso gut gefallen hat! Ich werde definitiv bald wiederkommen – dann vielleicht mit der ganzen Familie. Liebe Grüße, Simone