In die Toskana mit Kindern? Ab und an wurden wir gefragt, was man dort denn den ganzen Tag so machen könne, denn ein klassischer Strandurlaub sei das ja sicher nicht. Einerseits stimmt das, andererseits auch nicht, denn wer in der nördlichen Toskana zwei Wochen am Strand liegen möchte, kann das durchaus tun, aber das ist nicht unbedingt das, was wir uns von einem Urlaub wünschen.
Für die Kinder ist es am Strand fantastisch, aber für mich gehört zum Wegfahren einfach dazu, sich ab und an etwas anzuschauen, besonders dann, wenn ich in eine der kulturell spannendsten Landschaften überhaupt fahre. Wir waren übrigens in Camaiore, das zur Provinz Lucca gehört, und würden immer wieder hinfahren!
Toskana kindgerecht
Denn Toskana geht auch kindgerecht und mit vier Kindern unterschiedlichen Alters. Klar war uns trotzdem, dass manche Dinge eben auch nicht gehen, in Ruhe essen gehen zum Beispiel, denn die Restaurants öffnen erst später, man isst mehrere Gänge, die Tische stehen gern eng und es ist zwar überall sehr kinderfreundlich, aber Kinder, die zwischen den Tischen hin- und herlaufen und eigentlich nur Pommes essen wollen, sind selbst in Italien vielleicht nicht das, was sich das ältere Ehepaar am Nachbartisch wünscht und zugleich würde es mich stressen. Aber eine Pizzeria – das geht auch für uns. Kunstmuseen sind ebenfalls nicht unbedingt das, was ich mit (kleinen) Kindern gern mache, aber so haben wir ein paar Kompromisse gefunden, die ich sehr gut finde.
Da es schon vormittags sehr heiß wurde, haben wir die Tage eigentlich immer gleich aufgeteilt: Morgens und vormittags haben wir Ausflüge gemacht, mittags gab es eine längere Pause (verbunden mit schwimmen im Pool) und nachmittags ging es in einen Park oder auf einen Spielplatz und danach an den Strand. Aber bevor ich jetzt hier weiter plaudere, kommen meine Tipps für die nördliche Toskana.
1. Wo wohnen und wo ist der Strand?
Bei der Buchung eurer Unterkunft ist es eine gute Idee, wenn ihr ungefähr wisst, was ihr im Urlaub machen möchtet. Denn manchmal sind die beliebten Strände recht weit entfernt und es gibt auch einige Ferienhäuser, die in den Bergen liegen. Das ist total schön und man hat einen fantastischen Weitblick, aber natürlich muss man das wollen und mögen.
Der von Camaiore aus nächste Strand befindet sich in Lido di Camaiore, aber dazu muss man wissen, dass sich an den meisten Strandabschnitten sogenannte Bagnos befinden. Strandbäder, die Eintritt kosten, wo die Liegen und Schirme vermietet werden und dicht an dicht stehen. Dort gibt es dann auch Restaurants, Toiletten und Duschen, aber eben auch Preise von 20 bis 30 Euro für zwei Liegestühle und so wirklich kindgerecht finde ich das nicht.
Wir haben uns also vorher auf der Karte angeschaut, wo ‚freie‘ Strandabschnitte zu finden sind und dort kann man dann liegen und baden, wie man möchte. Einen Bademeister gab es übrigens trotzdem. Was man zudem auch wissen sollte: In der Toskana braucht man als Familie ein Auto. Sei es, um an den Strand zu kommen, für Einkäufe, Besichtigungen usw. Viele Familien hatten aber auch Fahrräder dabei, denn wenn man nicht allzu weit weg wohnt vom Strand ist das ein sehr beliebtes Fortbewegungsmittel, um unter Pinien von A nach B zu gurken.
2. Lucca besuchen
Lucca hat eine total angenehme Größe, um die Stadt auch mit Kindern zu erlaufen. Es war so mittelvoll, als wir dort waren, aber kein Vergleich zu den Menschenmassen in und um Florenz beispielweise. Auch eine Kugel Eis kostet dort keine fünf Euro und ich fand unseren Bummel dort wesentlich entspannter als durch manche Ruhrgebietsinnenstadt.
Wir haben uns einfach ein bisschen treiben lassen, vor sakralen Gebäuden gestaunt und sind schließlich auf die enorm breite und mit Gehwegen ausgestattete Stadtmauer gestiegen, die die Kinder sehr beeindruckend fanden.
Aber der Clou kam erst noch, denn man kann auch hinein in die Mauer und befindet sich plötzlich unterhalb der Stadt, es ist nicht heiß und hell, sondern kühl und dunkel und das war ein super Erlebnis.
In vorherigen Urlauben haben wir auch Siena und Pisa angeschaut. Beides kann ich ebenfalls empfehlen, aber Lucca fand ich mit Abstand am angenehmsten. Und in Pisa würde ich weit weg vom Turm parken und lieber den äußerst schönen Botanischen Garten besuchen.
3. Pinocchio in Collodi
Ende des 19. Jahrhunderts wurde Pinocchio geboren. Die weltweit bekannte Holzfigur mit der langen Nase stammt aus der Feder Carlo Collodis und so ist es wenig überraschend, dass in dem Ort Collodi ein Pinocchio Park auf staunende Kinder und deren Eltern wartet. Der Park ist sehr schön gemacht, denn es gibt eine ganze Reihe historischer Fahrgeschäfte, die sehr nostalgisch anmuten, eine Märchenbühne, mehrere Spielplätze, einen abenteuerlichen Kletterparcours, einen Bambuswald mit Skulpturen und eine interaktive Multimedia-Ausstellung rund um den berühmten Märchenstoff.
Wir haben dort viele Stunden verbracht und das würde ich allen, die den Park besuchen möchten, auch raten, denn die Eintrittspreise sind knackig. Wir haben für 2 Erwachsene und 3 Kinder (die Kleinste war immerhin noch frei) 96 Euro Eintritt bezahlt und da habe ich schon etwas schlucken müssen…
4. Vinci sehen
Ein weiteres Ausflugsziel ist der kleine Ort Vinci, die Heimat des berühmten Leonardo. Von Camaiore fährt man eine gemütliche Stunde dorthin, vorbei an unzähligen Sonnenblumenfeldern – ganz ohne Influencer drin :).
Es sind tolle Wege, die man fahrend in der Toskana zurücklegt und ich mag das besonders, weil wir währenddessen eigentlich immer was entdecken: Schöne Bäckereien, eine besonders tolle Eisdiele, Zypressenalleen oder auch die italienische Variante des Ikea Hot Dogs, aber das gehört hier eigentlich nicht hin.
In Vinci kann man nur leider nicht wirklich parken und darauf sollte man sich einstellen, wenn man das Leonardo Museum besuchen will. Ihr müsst das Auto etwas weiter weg abstellen und dann ist man nicht an Zeitbeschränkungen beim Parken gebunden und kann sich den Ort und das Museum ganz in Ruhe anschauen. Das haben wir Ahnungslosen leider nicht ganz geschafft, sodass wir alles nur von außen angesehen haben, aber das Museum werden wir eines Tages nachholen. Und wenn ihr keine Kinder dabei habt, die bei 33 Grad bergauf getragen werden möchten, hilft das bestimmt auch.
5. Candalla Wasserfälle
In den Bergen über Camaiore gibt es viel zu entdecken, aber ganz ehrlich: Fahrt da nur hoch, wenn ihr gut fahren könnt. Denn manche Straßen, auf die man sich zufällig verirrt, lassen sich nur von einem Auto befahren. Wenn dann Gegenverkehr auf euch zukommt, muss halt einer zurücksetzen und das kann schon mal abenteuerlich werden, wenn es rechts sehr tief den Berg runter geht und da auch so gar keine Form der Absperrung mehr ist…
Wir hatten da so ein zwei Momente, die ich nicht nochmal haben muss, aber wenn ihr ‚nur‘ bis zu den Candalla Wasserfällen hochfahrt, sollte das kein Problem sein. Auch hier muss man gut zu Fuß sein und fürs jüngste Kind hätte ich mir eine Rückentrage gewünscht, denn den ersten Wasserfall erreicht man noch leicht, wenn es dann höher hinauf geht, wird es steinig und nicht so gut begehbar. Aber man kann dort schwimmen und wenn ihr es irgendwie einrichten könnt, dann kommt früh am Morgen, denn schon am Vormittag wird es sehr voll. Aber dieses Wasser ist auch einfach fantastisch!
6. Kunst in Pietrasanta
Zu guter Letzt muss ich euch noch von Pietrasanta erzählen, ein Ort voller Kunst und Schönheit, den wir mehrere Male besucht haben, weil es uns dort so gut gefallen hat. Überall stehen Skulpturen herum, die Architektur ist fantastisch, es gibt viele Galerien, schöne Geschäfte, einladende Gastronomie und scheinbar in jedem Winkel noch etwas mehr zu entdecken.
Wir waren dort morgens auf dem Markt, nachmittags zum Schlendern und Abends auf ein spätes Eis. Die Geschäfte haben im Sommer meist bis 23 Uhr auf und das fanden die Kinder super: Dunkel, spät, Schokoeis und leuchtende Schaufenster – dazu ein lauer Wind bei abendlichen 25 Grad. Was will man mehr?
Ich jedenfalls wünsche mir nichts anderes und sehe uns dort im nächsten Sommer hoffentlich erneut herumschlendern…
Super hilfreich! Wir haben nämlich spontan Toskana-Urlaub gebucht, nur wenige Kilometer entfernt von eurem Urlaubsort.
Da hilft so ein Familienerfahrungsbericht toll weiter
Liebe Miriam, das freut mich wirklich total! Genau dafür hab ich es aufgeschrieben :). Ich wünsche euch eine richtig schöne Zeit – es ist so eine tolle Gegend! Viele Grüße, Simone