Wir haben nicht besonders viele Rituale zum Jahreswechsel und ernsthaft Vorsätze fassen – das habe ich schon vor einigen Jahren aufgegeben, denn spätestens am 23. Januar (oder an einem anderen, willkürlich ausgewählten Tag) ist mein Wille zum ‚Regelbruch‘ ausgesprochen groß. Und warum sollte ich nach dem Wechsel eines Datums überhaupt irgendetwas morgen besser hinbekommen als gestern, wenn doch meine Welt vollkommen gleich geblieben ist? Aber das ist vielleicht auch nur mein persönliches Fehlen von Disziplin und anderen mag es da anders gehen…
Dennoch gibt es etwas, auf das ich mich an jedem 1. Januar sehr freue und das tatsächlich mit einem feierlichen Gefühl verbunden ist: mein neuer Kalender. So viele weiße Seiten, ein ganzes Jahr mit all seinen grauen, bunten, manchmal farblosen und hoffentlich vielen hellen Tagen, das vor mir liegt. Bis jetzt sind nur ein paar Termine eingetragen und das natürlich äußerst sorgfältig. Auch die wichtigsten Geburtstage stehen schon drin, aber nirgends gibt es unschöne Streichungen, eilig hingeschriebene und kaum leserliche Notizen, Krümel zwischen den Seiten oder Flecken auf dem schönen Leineneinband.
Liebe zum unbeschriebenen Blatt
Anfangs schreibe ich mit einem ganz bestimmten Stift hinein, in ein paar Wochen bin ich wieder froh, wenn ich überhaupt einen finde. Während ich meinen Ehrgeiz bezogen auf neue Vorhaben schon lange nicht mehr an den Jahreswechsel binde, so tue ich es indirekt, genau mit dieser Liebe zum unbeschriebenen Blatt, eben doch. Denn ich will die kommenden Seiten nicht mit Aufwachen – Arbeiten – Kinder zum Sport fahren – Abendessen – Schlafen füllen, sondern mit viel mehr Leben, als es die letzten beiden Jahre in nicht geringen Teilen zugelassen haben.
Ich möchte nicht nur Termine und Verpflichtungen haben, sondern wünsche mir Einträge, die ich rot oder blau oder meinetwegen auch pink gesprenkelt umrande, weil ich mich so sehr auf das, was stattfinden wird, freue. Ich möchte das kommende Jahr mit den Kindern erleben, was das Zeug hält, aber auch wieder mehr Dinge tun können, bei denen ich durchatmen kann und nur auf mich und die Freundin gegenüber oder das Kunstwerk an der Wand hören muss.
Die ersten Worte sind nun also geschrieben und ich würde mich sehr freuen, wenn ihr meinen Kalender und mich in den kommenden Wochen und Monaten weiterhin dabei begleitet, wie Seite um Seite sich füllt – analog und hier auf dem Blog.
Und last but not least: Ich wünsche euch allen ein ebenso schönes neues Jahr mit allem, was ihr euch wünscht und was ihr braucht! Ich freue mich, dass ihr mitlest und bin gespannt auf das, was vor uns liegt.
Eure Simone