(Werbung, da Rezensionsexemplar)
Eine Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn ist nicht nur eine Reise, um von A nach B zu kommen. Denn auf dieser einzigartigen Zugstrecke, die von Moskau bis nach Wladiwostok führt, sind die Reisenden in einer ganz eigenen Welt und durchqueren zugleich einen erheblichen Teil dieses unfassbar großen Landes namens Russland. Wer die gesamte Strecke zurücklegt, verbringt gut eine Woche im Zug, legt beinahe 10.000 Kilometer zurück und durchfährt 146 Stationen. Weil diese reinen Fakten kaum vorstellbar sind, haben Alexandra Litwina und Anna Desnitskaya ein bebildertes Buch für Kinder und Erwachsene geschaffen, das uns die vielleicht faszinierendste Art des Reisens in „Von Moskau nach Wladiwostok. Eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn“ näherbringt.
Städte, Stationen und Menschen
Anhand ausgewählter Stationen erzählen die Autorinnen von den speziellen Sehenswürdigkeiten der Orte, die am Rande der Zugstrecke liegen, und sie lassen die Menschen zu Wort kommen, die in diesen Städten zu Hause sind. Sie berichten davon, was ihren Ort ausmacht, wie sie leben und was sie den Zugreisenden empfehlen. Angegeben ist auch immer die bereits zurückgelegte Strecke (ausgehend von Moskau) und die Haltezeit des Zuges, die meist nur wenige Minuten beträgt, sodass, wer die Sehenswürdigkeiten tatsächlich anschauen will, einen längeren Zwischenstopp einplanen und ein andermal wiederkommen muss.
Von Duschschläuchen und kostbaren Mikrowellen
Denn genau jetzt – während wir lesen, blättern und staunen – sind wir unterwegs, mittendrin auf dieser Fahrt, die bei Tag und bei Nacht andauert. Eine Reise, während der die Stunden ineinanderfließen und die Zeit nach ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten funktioniert. Wer klug ist, freundet sich direkt zu Beginn mit den Schaffner:innen an, denn diese herrschen über Duschschläuche und Mikrowellen und sind erste Ansprechpartner:innen in allen Fragen. Aber auch die Mitreisenden bleiben während der Fahrt nicht nur zu zufällige Fremde. Ganz im Gegenteil sind sie ganz nah, können Gefährten oder Freunde werden, mit denen man sich die Zeit vertreibt, sich Geschichten erzählt und neue erlebt.
In Zeiten von Corona erscheint eine solche Form des Reisens noch etwas weiter weg als sonst, aber das macht die Sehnsucht nach so einer außergewöhnlichen Art des Herumkommens, des Sehens, Entdeckens und Erlebens nicht kleiner – im Gegenteil!
Die Autorinnen haben eine solche Vielzahl von Informationen, spannenden Anekdoten und wissenswerten Empfehlungen gesammelt, dass ich dieses Buch in mehreren Etappen gelesen habe, um mir genauer vorstellen zu können, was die passierten Städte und Landschaften sowie die vorbeiziehenden Gebirge und Seen alles ausmacht und wie die hier wunderbar illustrierte Welt wohl auf mich wirken würde, wenn ich sie mit eigenen Augen sehen könnte.
Mit dem großen Sohn lese ich das Buch momentan gemeinsam zum zweiten Mal und wir staunen wirklich auf jeder Seite über all das, was wir noch nicht wissen, wovon wir zuvor noch nie gehört haben und was wir wirklich ganz unbedingt eines Tages gemeinsam erleben wollen!
Ich bin nicht nur froh, dass wir diesen Schatz von einem illustrierten Reisebuch gemeinsam entdecken dürfen, sondern bin den Autorinnen und dem Verlag ehrlich dankbar, ein so großartiges Buch in den Händen zu halten, das mich so neugierig auf unentdeckte Welten gemacht hat, wie schon lange nichts mehr!
Eine absolute Empfehlung für Kinder ab circa 10 Jahren und ihre wissbegierigen, detailverliebten und sehnsüchtigen Eltern!
Alexandra Litwina und Anna Desnitskaya: Von Moskau nach Wladiwostok. Eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn. Aus dem Russischen von Thomas Weiler und Lorenz Hoffmann. Gerstenberg Verlag 2021. ISBN 978-3-8369-6129-5, 80 Seiten. Preis: 26,00 Euro. (Und jeden Cent wert!)