Ende Dezember denke ich immer, wie ihr bestimmt auch, über das fast vergangene Jahr nach. Dabei ist es eher so ein Grundgefühl, das ein Jahr für mich ausmacht und mir sagt: Ja, das war ein wirklich gutes Jahr oder aber auch, dass es eher mäßig gelaufen und dass nicht wirklich eingetreten ist, was ich mir gewünscht habe. 2019 war allein deswegen wunderbar, weil im Juni unsere kleine Tochter geboren wurde. Doch rosarot und zauberhaft war hier längst nicht alles, sondern manchmal war das Jahr auch unglaublich zäh und zermürbend, sehr anstrengend bis kräftezehrend und in einigen Momenten einfach auch wirklich zu viel für uns und zu viel für mich. Daher wünsche ich mir, dass das kommende Jahr uns mehr Ruhe und Erholungsphasen bringt und dass mein Arbeitsbeginn nach der Elternzeit uns nicht ins totale Chaos stürzt. Doch jetzt, genau in diesem Moment, will ich eigentlich gar keine Pläne schmieden, erst recht möchte ich mir keine Gedanken oder gar Sorgen machen, sondern einfach nur auf 2019 zurückschauen. Für Jan und mich mache ich das – wie jedes Jahr – auch nochmal ausführlicher in Form eines Briefs, den ich überhaupt nur hinbekomme, weil ich das Jahr in Tage- und Notizbüchern dokumentiere, denn ich vergesse unglaublich viel.
Der Januar war voller Termine in der Uni, es ging zur Schwangerschaftsvorsorge und Jan hatte eine Menge Jobs. Bei einem Forschungskolloquium meiner Chefin und Doktormutter habe ich einen Vortrag über ein geplantes Buch gehalten, das jedoch leider momentan auf Eis liegt, weil ich keinen Verlag gefunden habe, der passen wollte. Im Februar haben wir gemeinsam mit der Familie meines Bruders ein Wochenende in der Eifel verbracht und es war fast schon seltsam sonnig und warm für den Monat. Gemeinsam mit einer Freundin war ich (das erste Mal überhaupt) in einem Wellness-Hotel am Niederrhein, aber da wir so spontan gebucht hatten, bestand unser Wohlfühlprogramm ‚nur‘ aus Spazieren, Schwimmen und einem Abend im Restaurant. Mir persönlich hat das aber total gereicht und die kurze Auszeit war ganz wunderbar.
Über Karneval sind wir nach Holland geflohen, aber das war ein richtiger Reinfall. Wir hatten eine doofe, überhaupt nicht kindgerechte Wohnung, abwechselnd schlechte Laune und mieses Wetter. Das einzige Highlight: Ich habe erstmalig holländische Sahne (zu Eis) gegessen und phantasiere heute noch davon – was ist daran bitte so anders und so viel leckerer? Einige Geburtstage standen an und in der Vorsorge für mich der Zuckertest, der wieder unauffällig war. (Schöne Grüße an die Sahne.) Ich hatte in jeder Schwangerschaft Sorge, dass das Gegenteil der Fall sein könnte, aber glücklicherweise gab es da nie Schwierigkeiten. An der Uni hatte ich noch einen kleinen Bachelorprüfungsmarathon und unsere ‚Freizeit‘ haben wir mit der Suche nach einem neuen Auto verbracht. Das war gar nicht so leicht, denn wir brauchten viel Platz und die meisten Busse waren zu teuer. Daher wurde es am Schluss dann ein (gebrauchter) VW Caddy.
Im April hatte ich dann meinen letzten Arbeitstag, denn ich hatte noch einige Urlaubstage, die ich vor Mutterschutz und Elternzeit aufbrauchen wollte. Wieder standen einige Geburtstage ins Haus und es war auf einmal richtig, richtig warm und an manchen Tagen schon wirklich sommerlich. Im Mai habe ich einige Flohmärkte besucht und das Sommerferienprogramm für den großen Sohn gebastelt, denn es war klar, dass wir in den Sommerferien nicht wegfahren würden. Ich war mittlerweile so richtig schwanger, freute mich auf den Geburtstag des kleinen Sohnes, aber sonst nicht mehr auf Vieles.
Im Juni hatte ich nur noch eins im Kopf: Wann kommt unser Baby endlich und bitte lass mich nicht über Termin gehen… Genau das ist letztlich zwar passiert, aber ich hatte ein wirklich schönes Geburtserlebnis, auch wenn die Tochter sich einen der heißesten Tage des Jahres dafür ausgesucht hatte, denn es waren beinah 40 Grad. Doch dafür war die Stimmung bei Verlassen des Krankenhauses am späten Abend so besonders! Es war immer noch ein wenig hell und die Luft so warm und angenehm, als wären wir irgendwo ganz weit im Süden. Ein unvergesslicher Tag, der mich mit der zermürbenden Warterei und den viele Wochen zuvor begonnenen Vorwehen versöhnt hat.
Der Juli gehörte ganz meiner kleinen Tochter, dem Wochenbett, mir selbst und natürlich den Geschwistern und Jan und dem nicht immer geglückten Versuch, sich zu finden, und viele Bedürfnisse zu vereinen. Ich war nach der Geburt zwar schnell wieder fit, hatte es aber so gar nicht eilig, mein Bett und unser Schlafzimmer lange zu verlassen, denn es war eine wunderschöne und sehr gemütliche erste Zeit. Dann gab es Sommerferien und ich fuhr den großen Sohn von einer Ferienaktivität zur nächsten und glücklicherweise hat das gesamte Programm ihm sehr viel Spaß gemacht. Jan musste wieder arbeiten und die ersten Tage allein mit vier Kindern haben mich manchmal wirklich an meine Grenzen gebracht.
Im August haben wir uns an die ersten längeren Ausflüge zu sechst gewagt, der große Sohn wurde unglaubliche acht Jahre alt und wir hatten einen sehr schönen Vormittag im Kletterpark mit ihm. Das neue Schuljahr startete, und im September warteten viel Arzttermine auf uns, Jan hatte Geburtstag und wir wollten eigentlich ein Wochenende nur mit zwei Kindern verbringen… Daraus wurde letztlich zwar nichts, aber die kurze Auszeit im Hotel war trotzdem schön und spannend, denn das erste Mal waren wir alle zusammen über Nacht weg.
In den Herbstferien im Oktober standen dann sogar gleich zwei Reisen an: Los ging es mit einem Aufenthalt in der Jugendherberge Wangerooge, auf den wir alle uns sehr gefreut haben, denn Wangerooge ist für Jan und mich einfach ein ganz besonderer Ort. Und was soll ich sagen? Es war großartig und ich denke auch jetzt noch fast täglich an die langen Spaziergänge mit der Babytochter zurück, die ich so, so sehr genossen habe! Als nächstes ging es dann auf den Bauernhof nach Feuchtwangen und auch dort hatten wir eine richtig gute Zeit! Für die Kinder war es paradiesisch und von dem allmorgendlichen Frühstück, das die Gastgeber zubereitet haben, habe ich ja hier schon ausführlich geschwärmt.
Im November war dann erstmal Schluss mit lustig – Jan hat sehr viel gearbeitet, es ging los mit der Triefnasensaison und an den Wochenenden war Jan auch oft beruflich unterwegs, sodass wir recht ausgelaugt in die Vorweihnachtszeit gestartet sind. Ich hatte mir dieses Jahr fest vorgenommen, mich nicht stressen zu lassen und keine Termine wahrzunehmen, die nur reine Pflichtübungen wären. Auch den Geschenkewahnsinn sowie die Back- und Kochaktionen wollte ich klein halten. Doch dann waren die Kinder abwechselnd krank und auch Jan und ich waren ein paar Tage von einem fiesen Magen-Darm-Virus außer Gefecht gesetzt, sodass es am Ende doch wieder hektisch und ein bisschen zu viel des Guten wurde.
Doch jetzt, während ich dies zu Ende schreibe und auf das fast vergangene Jahr zurückblicke, könnte es entspannter nicht sein: Wir sind nämlich erneut im Norden und zwar im schönen Dangast – ein kleiner Ort am Jadebusen, in dem neben Watt und Wind auch die Kunst nicht zu kurz kommt, aber darüber berichte ich sicher nochmal ausführlich in einem eigenen Post. Zuletzt waren wir hier gemeinsam mit meinen Eltern und es war der letzte Urlaub, den ich mit meinem 2013 verstorbenen Vater unternommen habe. Und so wird diese besondere Zeit zwischen den Jahren für mich noch ein wenig mehr zu einer Zeit des Erinnerns und Zurückschauens, aber auch des Pläneschmiedens und des Fragenstellens, denn Gedanken darüber, wie genau wir eigentlich leben möchten, was es zu wünschen, zu hoffen und anzustreben gilt, finde ich gut und wichtig und dafür nutze ich gerade diese letzten Abende des Jahres gern. Und nun sagt mal: Was beschäftigt euch gerade? Mögt ihr das Jahresende und den Silvesterabend oder stimmt diese Zeit euch eher melancholisch?
In jedem Fall möchte ich mich an dieser Stelle bei euch ganz herzlich bedanken, denn auch den Blog gibt es nun bereits fast ein Jahr und ich freue mich sehr, dass ich in diesem Jahr doch die ein oder andere Leserin (und Dich, lieber Christian 🙂 ) gewinnen konnte, die immer mal wieder hier vorbeischauen, und das macht mich richtig froh! In 2020 geht es weiter mit vielen Buchbesprechungen, Alltagsgeschichten und dem ein oder anderen Reisebericht!
Für den Jahreswechsel wünsche ich euch schon jetzt alles Gute – das geht hier sonst bestimmt noch unter! Feiert schön und schaut im Januar mal wieder vorbei.
Eure Simone
Vielen Dank für die tollen Beiträge. Ich lese sie meist in der Nacht während des Stillens oder in der Mittagsschlafpause. Eine gute und entspannte Zeit im Norden. Beste Grüße aus dem Erzgebirge. Yvonne
Hallo Yvonne, ganz lieben Dank für Dein Feedback. Es ist so schön, dass mein Blog tatsächlich gelesen wird – das macht mich sehr froh! Dir und Deiner Familie einen schönen Jahreswechsel und alles Gute und Schöne für 2020. Lg, Simone