Heute Morgen war ich bei meiner Hebamme in der Gemeinschaftspraxis. Wir sehen uns momentan circa alle vier Wochen und jedes Mal, wenn ich die Praxis betrete, freue ich mich. Denn alles hier ist einladend, gemütlich und so eingerichtet, dass sich Schwangere, junge Mütter und Babies wohl fühlen können. Unsere Treffen beginnen immer mit einer netten Begrüßung, es gibt etwas zu trinken und dann, ja dann unterhalten wir uns einfach. Meine Hebamme stellt ein paar Fragen und so bekommt sie ganz nebenbei mit, wie es dem Baby und mir ergangen ist, während ich erzähle und erzähle und wir von Thema zu Thema springen, das gar nicht unmittelbar mit dieser Schwangerschaft zu tun haben muss, aber es hat mit all dem, was drumherum passiert, zu tun und gehört schon deshalb auch dazu. Mittlerweile kennen wir uns schon seit vier Jahren und unser Verhältnis ist sehr freundschaftlich, aber ich hatte von Anfang an einfach das Gefühl, dass die Chemie stimmt, ich ernst genommen und verstanden werde und dass ich absolut alles fragen kann, was ich möchte. Nach einer Weile darf ich mich dann hinlegen und meine Hebamme tastet nach dem Baby. Sie findet heraus, wie das Kind liegt, vor allem, wo sich der Kopf befindet und wir hören das Herz schlagen… Das schönste Geräusch, dem ich stundenlang zuhören könnte. Nach ein paar weiteren Messungen und der Ermittlung bestimmter Werte sind wir fertig für heute. Mir wird versichert, dass sich alles sehr gut zu entwickeln scheint und dass nicht nur ich mich auf die Geburt freue. Als ich nach gut neunzig Minuten wieder unten vor der Praxis stehe, habe ich beste Laune, bin absolut zuversichtlich und freue mich auf den Rest der Schwangerschaft.
Zu Hause angekommen, denke ich darüber nach, worin eigentlich die Hauptunterschiede zum Besuch bei meiner Gynäkologin bestehen. Denn ich werde abwechselnd von ihr und meiner Hebamme betreut. Auch meine Frauenärztin ist eine tolle Frau, die ich seit Jahren schätze, aber die Besuche in ihrer Praxis könnten von denen bei meiner Hebamme nicht verschiedener sein: Ich sitze zunächst im Wartezimmer und bin eine von vielen. Das ist total ok, aber es ist ein Unterschied. Während meines Aufenthalts in der Praxis durchlaufe ich mehrere Stationen: WC zur Urinprobe, Labor zum Blutdruckmessen, ggf. Eisenwert und andere Entnahmen, Gewichtskontrolle, dann zur Untersuchung auf den Stuhl und ab und zu noch ins Ultraschallzimmer, später dann noch das CTG. Auch meine Ärztin nimmt sich viel Zeit, wir unterhalten uns über dieses und jenes und auch hier kann ich in geschützten Räumen alles fragen, was ich gerne möchte. Aber dennoch: Der Charakter des Besuches ist ein anderer und auch der Zugang und der Blick, den sie als Ärztin auf mich und meine Schwangerschaft hat. Hier geht es dann doch viel stärker um Normen, bestimmte Werte, die sich in konkreten Zahlen (wie Größe und Gewicht) ausdrücken lassen und um Kontrolle, bspw. des Muttermundes oder des Gebärmutterhalses. Während sich die Unterhaltungen mit meiner Hebamme schon so manches Mal in Richtung Gesprächstherapie entwickelt haben, ist das Verhältnis zu meiner Ärztin deutlich sachlicher, aber das ist absolut kein Kritikpunkt und sowieso niemals zu pauschalisieren, denn ich habe ebenso großartige Ärztinnen kennengelernt, wie auch Hebammen, mit denen ich nicht gern in den Kreißsaal gewollt hätte.
Der größte Unterschied, den ich immer wieder feststelle, ist dieser: Während es in der Hebammenpraxis häufig auch darum geht, wie sich etwas anfühlt, geht es während der Vorsorge bei meiner Ärztin eher darum, ob sich alles so verhält, wie es sollte. Für mich ist die Kombination aus Beidem ideal – auch wenn ich es sehr genieße, dass ich heute Morgen eben keine Patientin, sondern einfach eine schwangere Frau gewesen bin, der eine Fachfrau dabei hilft, dass Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett möglichst gut und gesund erlebt werden können.