In den letzten Tagen und Wochen ist es hier recht ruhig geworden, aber eigentlich nicht nur hier: Auch ich selbst werde immer langsamer, habe das Schreiben von To-Do-Listen für den Moment sogar gänzlich aufgegeben und freue mich über alles, was ich neben den üblichen Kinder- und Haushaltsbelangen überhaupt noch angehe und schaffe. Ich bin oft sehr müde, lege viele Pausen ein und fühle mich in dieser 38.ten Schwangerschaftswoche doch schon sehr auf der Zielgeraden. Erst gestern war ich bei meiner Frauenärztin und da wurde dieser Eindruck bestätigt, denn das CTG verzeichnete zumindest schonmal eine richtige Wehe und am Muttermund hat sich auch wieder ein wenig getan. Das heißt natürlich alles noch nichts, aber es würde mich doch sehr wundern, wenn das jetzt noch länger als zwei Wochen so weiterginge. Übungswehen habe ich täglich immer häufiger, gestern sogar so regelmäßig, dass ich über mehrere Stunden nicht genau wusste, ob das jetzt nicht vielleicht doch auf Geburt hindeutet. Zwei Telefonate mit meiner Hebamme später war ich dann aber wesentlich sicherer (und ruhiger), dass es eher noch nicht so weit ist, denn die Abstände zwischen den (leichten) Wehen wurden wieder länger, die Wehen selbst kürzer und in der darauffolgenden Nacht habe ich sogar einfach nur tief und fest und total gut geschlafen.
Letzte Vorbereitungen
Heute Morgen gab es dann erstmal ein zünftiges Vatertagsfrühstück plus eine sehr schöne Karte, die der große Sohn in der Schule gebastelt hatte. Ich finde es toll, dass in seiner Schule sehr viel kreativ gearbeitet wird und dass nicht nur das obligatorische Muttertagsherz produziert, sondern auch die Väter nicht vergessen wurden. Anschließend haben wir es auch heute ganz gemütlich angehen lassen: Ich war eher für die hausnahen Tätigkeiten zuständig, habe viel mit den Kindern gelesen und gespielt und Jan hat den Bewegungspart draußen übernommen. Zwischendurch haben wir der Babyausstattung noch den letzten Schliff verliehen, das Babybay aufgebaut, Stuben- und Kinderwagen in Position gebracht und ich habe sogar eine Kliniktasche gepackt, in der bewusst wenig drin ist, denn ich wünsche mir sehr, dass es erneut mit einer ambulanten Geburt klappt. Das einzige, was ich jetzt gerne noch vorher erledigen möchte, ist der Papierkram, den ich diesmal etwas vor mir hergeschoben habe… Also der Antrag auf Elternzeit, der wesentlich aufwendigere Antrag für die Elterngeldstelle und was es da sonst noch alles vorzubereiten gibt.
Lesen, lesen, lesen
Gelesen habe ich in den letzten zwei Wochen übrigens erstmalig James Salter „Alles, was ist“ und die großartige Anna Katharina Hahn mit ihrem Roman „Kürzere Tage“. Salter fand ich stilistisch toll und das Amerika, das er beschreibt, ist einerseits eine absolute Sehnsuchtslandschaft für mich, andererseits muss man über so einige Altherrenphantasien hinweglesen können, sonst schmälern die zahlreichen Eroberungsgeschichten (alternder Mann und wesentlich jüngere Frau) dann doch das Lesevergnügen. In Hahns Roman steht eine Stuttgarter Straße im Mittelpunkt, die von ganz unterschiedlichen Menschen bevölkert wird. U.a. auch von Judith und Leonie, beide sind Mütter zweier Kinder, deren Lebensentwürfe jedoch stark auseinander gehen. Das, was Hahn dabei ganz eindrucksvoll zu zeigen vermag, ist, dass auch diese beiden Frauen längst nicht nur Mütter sind und dass sie sich sehr wohl darüber bewusst sind, wer sie früher einmal waren und welche Wünsche und Träume sie weiterhin umtreiben, auch wenn so manches davon keinen Platz mehr in ihrem gegenwärtigen Alltag haben darf. Nun habe ich gerade Johan Harstads “Max, Mischa und die Tet-Offensive“ begonnen und das Buch wird mich sicher noch eine Weile begleiten, da der Umfang beachtlich ist. Und genau da mache ich jetzt mal weiter: Lesend, liegend und voller Vorfreude jetzt schon darauf wartend, dass mein Körper mir das entscheidende Signal in Richtung Geburt gibt.