(Werbung, da Rezensionsexemplar)
Der 13jährige Tobie Lolness lebt mit seinen Eltern auf einer alten Eiche. Tobie ist nämlich nur anderthalb Millimeter groß und der Baum ist für ihn die ganze Welt. Sein Vater Sim ist ein bekannter Wissenschaftler und die Familie Lolness ist äußerst angesehen in der Baumwelt. Doch als Sim herausfindet, wofür man den Saft des Baumes nutzen kann, wird mit einem Mal alles anders: Gierige Neider treten auf den Plan, die Sim sein Geheimnis entlocken wollen. Aber Tobies Vater bleibt standhaft, da er eine Ausbeutung des Baumes unbedingt verhindern will. Damit kommt es zur Vertreibung der Familie Lolness, die von nun an (beinah) auf sich ganz allein gestellt sein wird, und Tobies großes Abenteuer beginnt.
„Tobie Lolness“ ist ein ursprünglich in zwei Teilen erschienener Jugendroman aus der Feder des französischen Schriftstellers Timothée de Fombelle, der im Gerstenberg Verlag in einer sehr ansprechenden Taschenbuchausgabe erschienen ist. Nicht nur, dass hier beide Teile des Romans in einem Band versammelt sind, sondern bereits der das Buch umkleidende Posterumschlag ist wirklich gelungen: Wer diesen ausklappt, kann die Baumwelt von Tobie Lolness zu verschiedenen Jahreszeiten entdecken und stößt noch vor dem ersten gelesenen Wort auf viele kleine Details, die neugierig auf das Buch machen.
Von Bäumen und Menschen
Die Geschichte von „Tobie Lolness“ ist anspruchsvolle Kinder- und Jugendliteratur, denn die Ereignisse auf der Eiche sind eine Parabel auf das, was auch in unserer Welt geschieht, wenn Machtwille auf Profitgier trifft. Manch eine Romanfigur hat hier folglich so gar nichts Gutes im Sinn, aber Tobie Lolness nimmt jede Herausforderung an und gewinnt mit dem Mädchen Elisha eine echte Verbündete – wenn nicht gar noch mehr als das. Es ist ein Roman über Gerechtigkeit und darüber, unbedingt das Richtige tun zu wollen, selbst wenn dies mit vielen Gefahren verbunden ist. Meinem Sohn hat die Geschichte genau deshalb sehr gefallen, denn Tobie ist ein sympathischer Held, der für das Gute einsteht.
Ein wenig schwierig waren für ihn allerdings die vielen Rückblicke, die zwischengeschaltet werden, um Hintergründe verständlich zu machen, sodass wir das Buch in Teilen gemeinsam gelesen haben. Für Kinder, die abenteuerliche Geschichten mögen und die bereits über Erfahrung mit manchmal doch recht komplexen Zusammenhängen in Erzählungen verfügen, ist „Tobie Lolness“ sicher eine wunderbare Leseerfahrung, die an vielen Stellen zum Nachdenken darüber anregt, wie unsere Welt eigentlich funktioniert und wer oder was darin eine führende Rolle spielt. Und wenn die Geschichte eines Jungen, der einzig die Welt seiner Eiche kennt, jemals Relevanz besessen hat, dann doch wohl in dieser Zeit.
Timothée de Fombelle: Tobie Lolness. „Ein Leben in der Schwebe“ und „Die Augen von Elisha“.
Gerstenberg Verlag 2018, 748 Seiten.
ISBN: 978-3-8369-5660-4, Preis: 20,00 Euro.