Es gibt eine Frage, die mir, seitdem es diesen Blog gibt, doch schon einige Male gestellt wurde: Wie begeistere ich meine Kinder für Bücher und fürs Lesen? Ich bin weder Pädagogin noch Leseforscherin, aber ein paar Tipps und Ideen habe ich doch auf Lager, die bei uns bisher sehr erfolgreich waren:
- Selbst lesen
Dieser Tipp ist irgendwie banal, aber auch total wichtig. Denn Kinder tun nun mal genau das, was wir ihnen vorleben. Und wenn Bücher selbstverständlich dazugehören, übernehmen Kinder diese Selbstverständlichkeit sicher leichter.
- Bücher sichtbar machen!
Wohnräume ohne Bücher finde ich merkwürdig, denn ein Leben ohne Bücher ist nicht meins. Bei uns gibt es eigentlich keinen Raum ohne Bücher. Regale, Büchertische, Fensterbänke, nicht zuletzt Bücherstapel auf dem Fußboden… Und auch, wenn ich ab und zu denke, dass das alles etwas ausufert, finde ich, dass es eine gute Idee ist, Bücher auch ganz buchstäblich Raum einnehmen zu lassen.
- Lange vorlesen
Vorlesen ist wunderbar und das nicht nur mit kleinen Kindern. Ich habe meinem großen Sohn so lange vorgelesen, bis er sich die Bücher selbst geschnappt hat, und es ihm zu lange dauerte, auf den Vorleseabend zu warten. Und auch jetzt lesen wir manchmal noch gemeinsam, denn Vorlesen ist ja ein ganz anderes Erlebnis, als allein und leise zu lesen, und auch die Texte werden anders wahrgenommen, wenn man sie zusammen und ‚laut‘ erlebt. Bilderbücher und das gemeinsame Erfinden von Geschichten zu den Bildern gehören natürlich auch dazu!
- Niemals werten
„Mein Sohn liest nicht gerne, höchstens Comics.“ Diesen Satz habe ich echt schon oft gehört und das ist so ziemlich das Gegenteil von dem, was man tun/sagen sollte. Abwerten ist nämlich keine gute Idee und es gibt nicht ‚nur‘ Comics und auf der anderen Seite ‚richtige‘ Bücher. Das Zusammenspiel von Worten und Bildern im Comic ist nämlich oft alles andere als banal und darum darf es auch (gerade am Anfang) nicht gehen: Die Freude am Lesen ist das Wichtigste und da ist egal, ob es nun „Lustige Taschenbücher“ oder „Conni“-Bücher sind – „richtige“ Bücher interessieren dann meist von ganz allein, wenn man die Kinder nur lässt…
- Angebote machen
Ich finde es wichtig, dass Kinder viel kennenlernen und dabei gilt, dass es eben ihnen und nicht in erster Linie uns gefallen muss. Es gibt zum Beispiel Buchreihen, die haben 80.000 Bände und in jedem einzelnen Teil geht es nur darum, irgendein schreckliches Monster fertig zu machen. Diese Bücher halte ich, ehrlich gesagt, schon für ziemlichen Schrott, aber mein Sohn findet sie gut, kann danach auch weiterhin ruhig schlafen, also darf er sie lesen. Aber ich kaufe sie nicht, denn das ist für mich „Verbrauchsware“, sondern wir leihen sie aus. Und zwischendrin kaufe ich dann Michale Ende, lege es dazu, und auch das wird gerne gelesen…
- Bücherorte aufsuchen und nutzen
Bibliotheken sind mittlerweile echt oft schöne Orte für Familien. In unserer gibt es Spielmöglichkeiten und neben Büchern kann man auch Tonies, Spiele und Computerspiele ausleihen. Wir gehen dort, wenn das möglich ist, sehr regelmäßig hin, denn ich finde es ganz wichtig, dass nicht alles gekauft und gehortet werden muss (auch wenn ich dazu neige), denn das Ausleihen und Teilen von Büchern ist doch irgendwie ganz grundlegend mit der Begeisterung fürs Lesen verbunden.
- Zuhören
Mein Sohn erzählt mir gerne davon, was er gerade gelesen hat. Das finde ich nicht immer total spannend, aber ich möchte ihm unbedingt die Gelegenheit geben, über das Gelesene sprechen zu können, denn Begeisterung soll man teilen.
- Antolin
Antolin kennen sicher viele Eltern von Grundschulkindern. Das Projekt hat sich Leseförderung auf die Fahne geschrieben und die Kinder können zu nahezu jedem Buch, das sie lesen, auf Antolin Fragen beantworten, das Buch bewerten und auf diese Weise Punkte sammeln, für die es in unserer Schule sogar am Ende des Schuljahres eine Urkunde gibt. Das ist auf jeden Fall ein guter Ansporn, allerdings bin ich nicht ganz glücklich mit dem Format. Denn das, was ich bei der Leseförderung besonders wichtig finde, ist die Vermittlung von Freude an Geschichten, am Erleben des Lesens und an der manchmal auch nur langsamen Entwicklung großer Erzählungen. Dabei geht es nicht um Effizienz, nicht um das Abfragen von Wissen und nicht um Punkte. Aber als Unterstützung und als zusätzlichen Anreiz finde ich Antolin trotzdem gut.
- Buchclubs und buddyreads
Manche Buchreihen hat mein Sohn begeistert mit einem Freund parallel gelesen. „Woodwalkers“ zum Beispiel! Da gab es wochenlang kaum ein anderes Thema und diese gegenseitige Begeisterung hat dazu geführt, dass die beiden die Bücher nur so verschlungen haben.
- Geschichten aufgreifen und anders fortführen
Meine Tochter taucht ebenfalls sehr gerne in Geschichten ein, aber interessanterweise ganz anders als mein Sohn. Während er möglichst viele verschiedene Bücher lesen will, beschäftigt meine Tochter sich ganz intensiv immer und immer wieder mit einem Thema. Und dann wird ein Buch nicht einmal, sondern ganz oft gelesen und wenn wir dann nachmittags etwas malen oder basteln, dann hat es meist mit dem zu tun, was wir aktuell lesen. Und das finde ich eine schöne Sache, um Themen auszuweiten und aufzugreifen – auch wenn sich bei uns immer wieder so einiges um Einhörner dreht…
Ich habe überlegt, ob ich den Punkt: „Schaffe eine gemütliche Leseumgebung“ noch aufnehmen soll, aber dann dachte ich daran, wo und wie meine Kinder lesen… Wirklich in sehr seltsamen Haltungen, etwa verdreht auf dem Schreibtischstuhl, halb aus dem Hochbett hängend usw. Also habe ich diesen Punkt, der für andere Kinder sicher wichtig ist, ausgelassen. Und jetzt sagt doch mal: Was findet ihr wichtig, um Kindern die Freude an Geschichten und an Büchern zu vermitteln? Ich freue mich, wenn wir da noch viele weitere Anregungen zusammentragen!
Danke für diesen schönen Text. Ich werde auch oft gefragt, wie man Kinder für das Lesen begeistern kann. Tatsächlich bin ich unsicher, ob ich wirklich viel zur Bücherbegeisterung meiner großen Tochter beigetragen habe. Zum einen liest sie noch nicht selbst und zum anderen ist es einfach so passiert. Natürlich habe ich sehr früh mit dem Vorlesen begonnen, wir sind bereits im Alter von 2 Jahren regelmäßig in die Bib gegangen und auch zu Hause begegnen uns Bücher in den meisten Räumen. Ob diese Strategie auch beim zweiten Kind Früchte tragen wird bleibt abzuwarten.
Bei den Kleinen hatte ich auch das Gefühl, dass es fast von selbst ging… Die Neugierde war eh reichlich vorhanden und Bücher wurden von Anfang eingebunden, angeschaut… und manchmal musste auch die ein oder andere Seite dran glauben. Das selbst lesen ist dann, denke ich, nochmal ein Sprung, und da finde ich das Begeisterung wach halten ganz wichtig… Viele Kinder aus der (vierten) Klasse meines Sohnes können super lesen, machen es aber in ihrer Freizeit trotzdem eher nicht gerne. Und ich glaube, dass man da oft was machen kann, wenn man möchte.
Danke für diese wichtigen Tipps! Ich bin Grundschullehrerin, habe selbst drei – inzwischen schon große Kinder- die unterschiedlich gern gelesen haben. Inzwischen lesen alle gern..
Was ich in der Schule sehe , ist auch das , was du schreibst: lass die Kinder selbst auswählen , was sie lesen möchten, wenn immer wieder Anregungen kommen oder du sie dazu mischt , werden sie auch dazu greifen. Ich habe als Kind die lustigen Taschenbücher verschlungen und es trotzdem nachher zu „hoher“ ( gibt es so was ? ) Literatur geschafft .
In der Klasse lese ich immer vor – bis zur vierten Klasse- und sie lieben es. Auch da kann man Appetit machen auf bestimmte Bücher oder Serien. Ich gebe dir absolut recht – Vorbild ist am allerwichtigsten, die Kinder lernen von uns.
Liebe Grüße und ich lese deine Beiträge sehr gerne!
Liebe Inga, ganz lieben Dank für Deine netten Worte und Deine Erfahrungen als Grundschullehrerin, die wiederum für mich sehr spannend sind! Das Vorlesen in der Klasse liebt mein Sohn auch sehr und ich glaube, da bleibt ganz viel von ‚hängen‘ bei den Kindern! Ich freu‘ mich, dass Du den Blog magst! Liebe Grüße und ganz bald schöne – und so verdiente – Osterferien! Simone