(Werbung, da Rezensionsexemplare)
Ebenso wie die bald beginnende Vorweihnachtszeit wird auch das Fest selbst dieses Jahr anders werden. Aber das ist doch noch lange kein Grund, um nicht trotzdem in weihnachtlichen Geschichten und Bräuchen zu schwelgen. Auch, wenn es beinah etwas abgedroschen klingt: Ich finde es wichtig, dass wir den Zauber einer besonderen Zeit erhalten und uns nicht bloß mit Schokolade mästen und dem Aufreißen von Geschenkpapier entgegen fiebern. Das was ich – neben den Verwandten und Freunden – dieses Jahr am meisten vermissen werde, sind mit Sicherheit die Weihnachtsmärkte. Die richtig großen meiden wir zwar schon seit Jahren, aber es gibt ja auch so viele kleine Veranstaltungen, die sehr gemütlich und stimmungsvoll sind. Da aber all das dieses Jahr (verständlicherweise) nicht stattfinden wird, brauchen wir eine gute Mischung aus Phantasie und Geschichte(n), um die Vorweihnachtszeit dennoch so richtig glänzen zu lassen.
Weihnachten in Holly Pond Hill
Gemeinsam mit den Kindern reise ich dazu nach Holly Pond Hill, einem kleinen Ort im Wald, an dem es noch ordentlich Schnee gibt. Dort lebt die Hasenfamilie Boxwood, die sich sehr gemütlich und besinnlich auf das bevorstehende Weihnachtsfest vorbereitet und wir Leserinnen und Leser können dabei sogar aktiv mitmachen. Denn „Weihnachten in Holly Pond Hill“ ist eine Art ‚Hausbuch‘ für die ganze Familie. Neben kurzen Geschichten ist eine ganze Reihe von Ideen zum Basteln und Backen enthalten und auch Liedtexte, die mit Hilfe der beigefügten Begleit-CD für die richtige Stimmung sorgen.
Es ist ein Buch, das man wohl eher nicht am Stück (vor)liest, sondern eher so etwas wie ein treuer Begleiter bis zum Fest. Wir haben uns letztes Wochenende schon einmal hindurchgeblättert und nicht nur die Kinder haben „Holly Pond Hill“ direkt ins Herz geschlossen. Eine schöne, idyllische Weihnachtswelt, die auch schon für die Kleinsten wunderbar anzuschauen ist.
Weihnachten in Holly Pond Hill. Illustriert von Susan Wheeler. Texte und Lieder von Detlef Rohde, Sebastian Lohse, Marianna Korsh. Wunderhaus Verlag 2018. ISBN: 978-3963722301, 56 Seiten inkl. CD. Preis: 12,95 Euro.
Weihnachten. Biographie eines Festes
Karl-Heinz Göttert ist Experte für Ältere Deutsche Sprache und Literatur und hat auch im Bereich des nicht rein wissenschaftlichen Sachbuches sehr interessante Schriften veröffentlicht. „Weihnachten. Biographie eines Festes“ beschäftigt sich mit den kulturhistorischen Hintergründen ‚unserer‘ Traditionen und berichtet von den Entwicklungen und kuriosen Ausprägungen eines Festes, das nicht nur einmal neu erfunden wurde. Selbstredend beginnt Götterts Exkursion mit der Geburt Christi, wobei ich besonders die Ausführungen zum Weihnachtsfestkreis im Mittelalter äußerst spannend fand. Ganz nebenher habe ich bei der Lektüre nämlich eine Menge gelernt, denn mir war bspw. bisher nicht klar, welche Kämpfe darum geführt wurden, wann Weihnachten überhaupt gefeiert werden sollte. Während es später die Puritaner waren, die Weihnachten strikt ablehnten, zeichnet Göttert nach, wie es dazu kam, dass Weihnachten heute fast zu erfolgreich zu sein scheint und sich ganze Industriezweige und Verkaufsmaschinerien dabei überbieten, das christliche Fest immer weiter zu überhöhen, um möglichst viel Profit daraus zu schlagen.
Wer kluge, immens informierte und dazu noch angenehm geschriebene Sachbücher zu schätzen weiß, ist mit dieser ungewöhnlichen Biographie bestens bedient und kann beim Festtags-Zoom mit der Verwandtschaft durch zahlreiche Hintergrundfakten und Anekdoten das Gespräch ganz weit weg von Pandemien und Impfstoffspekulationen lenken. Und noch ein kleiner Tipp am Ende: Götterts „Weihnachten“ ist kürzlich erst erschienen, sodass man es auch prima verschenken kann und nicht allzu sehr Gefahr läuft, dass es längst im Regal des Beschenkten steht.
Karl-Heinz Göttert: Weihnachten. Biographie eines Festes. Reclam Verlag 2020. ISBN: 978-3-15-011306-6, 252 Seiten. Preis: 25,00 Euro.