Der Tag beginnt früh und sehr, sehr warm. Es ist stickig in den Schlafräumen und so lüften wir erstmal alles so gut wie möglich durch. Die Kinder haben kaum Hunger und nur der große Sohn kann für ein Rührei begeistert werden. Das ist gut so, denn er muss sich heute besonders stärken, da er gleich aufbrechen wird, um mit der Oma für ein paar Tage zum Opa an die Nordsee zu fahren. Doch erstmal machen sich alle fertig, ein paar Kleinigkeiten wandern noch in die Reisetasche und dann verabschieden wir uns an der Haustüre: Ich bin etwas perplex, wie groß dieser bepackte Junge mit Kappe plötzlich aussieht und bin sehr gerührt von dem Inhalt seines Handgepäcks: zwei lustige Taschenbücher, sein Erfinder-Notizbuch, sehr viele Stifte, eine Einweg-Fotokamera, Erdbeer-Kaugummi und ein Fernglas. Das riecht doch förmlich nach Zug fahren, Nordsee, Sommerferien und einer guten Zeit!
Jan bringt erst die Kleinen in den Kindergarten, dann den Großen zum Treffpunkt und ich schleiche durchs Haus, lüfte und verdunkle und gehe noch eine kurze Runde mit dem Babymädchen spazieren, bevor es auch dafür schon zu heiß sein wird. Als wir wieder nach Hause kommen erledige ich ein paar Haushaltsdinge und merke mittendrin, wie müde ich bin und dass die Nächte, die alle 2 bis 3 Stunden unterbrochen werden, bei der Wärme noch ein gutes Stück anstrengender sind. Ich führe noch rasch ein wichtiges Telefonat mit der Krankenkasse, danach gibt es Milch für die kleine Tochter und den festen Plan, jetzt auch einfach einzuschlafen, falls sie es tut. Und tatsächlich! Als ich das nächste Mal auf die Uhr schaue, sind 1,5 Stunden vergangen und der Druckkopfschmerz hinter meiner Stirn ist verschwunden. Es klingelt und ich freue mich, dass der bestellte Ventilator schon da ist, denn den können wir heute Nacht gut gebrauchen. Die kleine Tochter schläft noch immer, sodass ich Mails beantworte und noch einen kurzen Blick ins Backbuch werfe. Wir erwarten nämlich Besuch am Nachmittag, aber die Zeit ist zu knapp, um jetzt etwas wirklich Gutes zu kredenzen und dann lasse ich den Backofen lieber einfach aus.
Jan kommt aus dem Büro zu uns, wir trinken Kaffee und dann ist es auch schon Zeit, um die Kindergartenkinder abzuholen. Genau jetzt wacht aber die kleine Tochter mit lautem Getöse auf und ist eindeutig hungrig, sodass Jan die Abholung übernimmt und wir zu Hause bleiben können. (Klarer Homeoffice-Vorteil!) Nach der Milch decke ich den Tisch und fahre draußen die Markise aus, denn lange hält man es in der Küche echt nicht aus. Nachdem die Kleinen da sind, rufen wir bei der Oma an, um zu hören, ob sie schon im Norden angekommen sind, doch weit gefehlt: Es gab ein Problem mit einer nicht befahrbaren Brücke, sodass der Zug anhalten musste, die Reisenden wieder zurück zum nächsten Bahnhof gebracht und von dort aus in den Schienenersatzverkehr gesetzt wurden. Die Stimmung ist entsprechend, der Hunger groß und alle wollen nur schnell raus aus dem Bus. Es ist also alles wie so oft, wenn man sich bei Hitze, Kälte oder Wind für die Bahn entscheidet und das tut mir echt leid für die Beiden, denn bei fast vierzig Grad braucht man das nun wirklich nicht.
Gemeinsam mit der Kindergartenfreundin der großen Tochter und ihrer Mutter verbringen wir einen entspannten Nachmittag auf der Terrasse – die Kinder planschen und begießen sich gegenseitig unaufhörlich mit Wasser und das ist heute definitiv das Beste, was man machen kann. Die kleine Tochter verschläft einen Großteil des Tages und wenn sie wach ist, dann geht es heute nur auf dem Arm. Schon nach kurzer Zeit sind wir fest zusammengeklebt, aber ich bleibe so bewegungslos wie möglich im Schatten sitzen, dann lässt es sich aushalten. Am Abend gibt es einen großen Topf Nudeln, denn tatsächlich sind alle sehr hungrig und die Akkus danach auch nochmal voll aufgeladen, sodass wir noch eine Runde in den Garten gehen und die Kinder sich auf dem Trampolin austoben können. Und dann bekommen wir auch endlich die Nachricht von der Oma und dem großen Sohn: Mit über vier Stunden Verspätung sind sie angekommen, haben im Fischrestaurant zu Abend gegessen und nun sind sie endlich beim Opa eingetroffen. Der große Sohn klingt ein bisschen weit weg am Telefon, aber ich kann hören, wie froh und stolz er ist, ohne uns Eltern unterwegs zu sein, schon am ersten Tag soviel erlebt zu haben und auch, dass er sich wirklich pudelwohl dort fühlt.
Wir hier zu Hause starten anschließend unsere übliche Abendroutine und auch heute dauert es ein wenig bis alle schlafen. Danach wässern wir noch alle Pflanzen, die wir finden können, und setzen uns dann kurz mit einem kalten Getränk vor die Türe – halb elf und endlich Feierabend!