Genau heute vor vier Wochen wurde die kleine Tochter geboren. Dieser einmalige Moment, der sich von Tag zu Tag ein wenig mehr entfernt, soll nun also schon wieder so weit zurückliegen? Richtig glauben können wir das zwar nicht, aber dass das Wochenbett einen ganz eigenen Rhythmus hat und die erste Zeit mit einem Neugeborenen so anders verläuft als der ‚normale‘ Alltag ist sicher. Denn die Tage beginnen nicht morgens zu einer bestimmten Uhrzeit, sondern fließen dahin, weil die Grenze zwischen Nacht und Tag sich nur danach richtet, wann die kleine Tochter Hunger hat. Morgens um halb fünf, wenn alle anderen noch schlafen, der Himmel aber schon ganz vorsichtig hell zu werden beginnt, da bin ich so wach und klar wie ich es den Rest des Tages garantiert nicht mehr sein werde. Die kleine Tochter und ich, wir schauen uns an, und meist gelingt uns anschließend noch ein kleines Schläfchen – ihres bis zum nächsten Hunger, meins bis zum ersten Kaffee.
Und so vergeht der Tag, an dem ich gerne auch ‚etwas schaffen‘ möchte: Schreiben und/oder lesen, Haushaltsdinge und Besorgungen, Mails und Papierkram oder Haare waschen zum Beispiel. Aber in den Stunden, in denen die Geschwister noch im Kindergarten bzw. bei einer Ferienaktivität sind, da bin ich in erster Linie da fürs Baby und stürze mich nur dann auf die Abarbeitung meiner stetig anwachsenden To-Do-Liste, wenn sie mich lässt. (Diesen Text bspw. versuche ich seit Stunden zu schreiben und tippe nun mit Baby auf dem Schoß.) Aber natürlich ist das total ok so, denn diese ersten Wochen gehören uns, gehören ihr und mir, auch wenn für mich selbst im Wochenbett dazugehört, dass ein paar Dinge erledigt werden müssen, denn mein Kopf kann Pausen wesentlich schlechter aushalten als mein Körper und warum sollte er auch, wenn sonst doch nur Unzufriedenheit einzieht?
Die Geschwisterkinder kreisen weiterhin ganz aufmerksam um die Kleinste und gewöhnen sich jeden Tag mehr daran, dass auch am nächsten Morgen noch ein Babymädchen neben mir liegt. Sie wird bewacht und bewundert, möglichst oft im Arm gehalten und auch der kleine Sohn hat die Aufgabe seines Nesthäkchenstatus mittlerweile gut überwunden, wobei es sicher auch weiterhin immer wieder Situationen geben wird, in denen ihn das Ganze etwas überfordert, denn unsere routinierten Abläufe sind noch lange nicht wiederhergestellt und Vieles muss sich neu finden (insbesondere am Abend, wenn eh alle schon müde und oft auch durch sind). Aber die kleine Tochter macht es uns dabei so schön und leicht wie nur möglich, denn sie ist ein sehr entspanntes und in sich ruhendes kleines Kindchen. Ob das so bleibt? Diesen Platz jedenfalls hatten wir hier noch frei und ich bin ganz sicher, dass sie für sich genau die Position finden wird, die zu ihr passt.
Selbstverständlich ist hier aber auch nicht alles easy, denn die Tage, an denen vier Kinder schlechte Laune haben, alle gleichzeitig gesehen werden wollen und ebenso zeitgleich Bedürfnisse haben, die nicht unbedingt gut zueinander passen, die hatten wir auch schon. Aber jetzt, bei Kind Nr. 4, erschreckt mich diese vermeintliche Unvereinbarkeit nicht mehr, denn ich weiß, dass es durchaus gehen wird, sofern wir uns gerade jetzt genug Zeit und Raum lassen, um herauszufinden, wie es für uns sein soll, das Leben zu Sechst.
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