Dienstag, 27. Juli 2021
Heute, am späten Morgen war es so weit: um mich herum war es komplett still. Keine Kinderstimmen, keine Rasenmäher, keine knatternden Vespamotoren. Ich war allein im Haus, musste eigentlich weiter arbeiten, aber das tat ich nicht. Stattdessen setzte ich mich auf die Couch und überlegte, was ich jetzt tun könnte. Immerhin war da endlich diese Stille, die ich mir seit Tagen wünschte, und die musste ich jetzt ja genießen. Vielleicht sollte ich mich einfach kurz hinlegen? Aber müde war ich ja gar nicht. Der Rücken tat weh, also könnte ich jetzt ja mal eben Sport machen, aber ich hatte die bequeme Hose gerade erst in die Wäsche geschmissen und mit der Leinenhose, die ich trug, geht das nicht so gut. Vielleicht sollte ich lieber lesen und einen Kaffee dazu trinken? Ich nahm mir meinen aktuellen Roman – naja, einen der vielen, die ich gerade anfange und nicht zu Ende bringe – zur Hand, las und schweifte schon nach fünf Minuten ab, denn ich könnte die Zeit ja auch nutzen und zum Beispiel die Bücherregale abstauben, die das dringend nötig hätten? Oder die Wohnzimmerfenster putzen, denn von meinem Platz auf der Couch aus sah ich unzählige Schlieren und Kinderfingerabdrücke… Oder sollte ich lieber einfach den Platz wechseln?
Das Richtige zur falschen Zeit
Nach gut zwanzig Minuten war mir klar, dass das nichts werden würde mit Genuss und Entspannung auf Knopfdruck, denn ich habe noch nie verstanden, wie das gehen soll. Ich entspanne mich dann am besten, wenn ich das Richtige zur falschen Zeit tue, also viel zu spät oder mittendrin, wenn eigentlich ganz andere Aufgaben auf mich warten. Also ging ich wieder zurück an den Schreibtisch und arbeitete.
Am Nachmittag habe ich die unausgelasteten Kinder aus dem Kindergarten abgeholt, die aufgrund der Explosion in Leverkusen nicht draußen spielen konnten. Am frühen Nachmittag gab es nämlich die Warnung, dass möglicherweise auch unser Wohngebiet von ‚der Wolke‘ durchzogen werden würde und da ging man lieber auf Nummer sicher. Ich hatte dann drei sehr laute und hibbelige Kinder im Auto und während der Fahrt, die nicht allzu lang ist, fiel mir auf, dass ich mehrere Wochen kein Auto gefahren bin, und das machte mich schlagartig nervös. Ich habe noch nicht besonders lange einen Führerschein und bin zwar keine komplett schlechte, aber auch keine richtig routinierte Fahrerin.
Tag mit Oma
Zu Hause haben sich dann alle erstmal ausgiebig gestritten und dabei gegenseitig auf den Kopf gehauen. Natürlich nur die Kinder, ich nicht. Irgendwann später kam dann auch das große Kind nach Hause, aber dem ging es richtig gut, denn nach über einem Jahr hatte er endlich mal wieder die Gelegenheit mit seiner Oma, die in Wien lebt, einen ganzen Tag zu verbringen. Sie haben die DASA in Dortmund besucht und wirklich alles, was geöffnet war, erprobt und erforscht, auch wenn für manch einen Simulator lange angestanden werden musste. Im Gegensatz zu unseren Ausflügen zu sechst ist für sowas mit Oma nämlich Zeit und es gab sogar noch ein Mittagessen bei „Nordsee“ und ein gigantisches Spaghettieis oben drauf.
Ich hätte diesen ersten Eintrag eigentlich auch ganz stilecht mit „Es regnete…“ beginnen können, denn das stimmt in diesem Sommer ja meistens und so auch jetzt gerade. Aber nun bin ich einfach nur froh, einen Einstieg gefunden zu haben, denn dieses #hunderttagebuch ist ganz anders, als mein verschwiegenes Notizbuch – aber ich glaube, wir werden uns mögen.
Morgen geht’s weiter…
Ein schöner Auftakt! Ich bin gespannt, wie es weitergeht.
Liebe Tina, ganz herzlichen Dank! Ich freu mich, dass Du reingelesen hast. Liebe Grüße, Simone
Ich bin auch sehr gespannt auf das Projekt. Ach der Regen, den haben wir hier auch immer wieder.
Liebe Grüße Anne